Der fliegende Liegestuhl: BAUMM

Als NSU 1951 bei München Motorrad-Weltrekorde der 350 und 500 ccm-Klassen fuhr, präsentierte der Graphiker Gustav Adolf Baumm seine eigene Vorstellung einer Rekordmaschine. Bei diesem völlig neuartigen Konzept steuerte der Fahrer die Maschine auf dem Rücken liegend, woraus eine extrem niedrige Bauhöhe des Fahrzeugs resultierte. Baumm konnte NSU interessieren und den praktischen Nachweis der Funktionsfähigkeit seiner Idee erbringen. NSU baute mit Baumm als freiem Mitarbeiter die Rekordfahrzeuge BAUMM I und BAUMM II und im April 1954 konnte G. A. Baumm damit 11 neue Geschwindigkeits-Weltrekorde für die Klassen 50-175 ccm aufstellen.

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BAUMM I wurde von einem 49 ccm-Zweitaktmotor mit 3,4 PS angetrieben und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 127 km/h. Im BAUMM II kam ein 98 ccm-Viertaktmotor mit 7,2 PS zum Einsatz mit dem 178 km/h erzielt wurden. Die Fahrzeuge waren nur circa 75 cm hoch.

Im Mai 1955 wurden bei weiteren Fahrten 22 neue Weltrekorde, wieder durch G. A. Baumm als Fahrer, aufgestellt. Mit dem 49 ccm-Motor wurden jetzt 151 km/h erreicht. BAUMM II, mit einem 125 ccm-NSU-Rennmotor und 18 PS ausgerüstet kam auf 218 km/h Spitzengeschwindigkeit. Damit wurden auch die alten Rekordmarken für die 250 ccm-Klasse übertroffen.

Um das sichere Fahrverhalten des ungewöhnlichen Fahrzeugs zu beweisen, fuhr Baumm bei Rennveranstaltungen gelegentlich eine Demonstrationrunde. Bei einer derartigen Fahrt 1955 auf dem Nürburgring kam er von der Strecke ab und verunglückte tödlich. Er war knapp 35 Jahre alt geworden, aber seine Idee lebte weiter.

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Gustav Adolf Baumm
1920 - 1955

Rechts oben, eigenes Photo: BAUMM auf dem alten Hockenheimring. Das Aufnahmedatum ist mir leider nicht mehr bekannt. Beachten Sie die Zuschauer auf dem Hausdach !

 

Wie günstig sich die optimale Form des Baummschen Liegestuhls auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt, zeigte NSU mit dem BAUMM III. Obwohl geräumiger als die Rekordmaschinen und in der Höhe auf ca. 1 m angehoben, glänzte das Fahrzeug mit dem sensationellen cW-Wert von 0,11. Als Antriebsquelle diente ein serienmässiger 125 ccm-Viertaktmotor mit 8,8 PS Leistung.

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Am 29. 5. 1956, dem einjährigen Todestag Gustav Baumms, startete H. P. Müller mit BAUMM III auf dem Hockenheimring (Foto links) und verbrauchte 1,13 l/100 km Kraftstoff bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h.

 

 

 

Das Baumm-Konzept kam nochmals zum Einsatz als NSU im Sommer 1956 in den USA zu letzten und sehr erfolgreichen Weltrekordversuchen antrat. H. P. Müller sollte BAUMM II und Wilhelm Herz den neuen BAUMM IV fahren, letzterer wurde jedoch bei einem Sturz beschädigt und kam nicht zum Einsatz. BAUMM II wurde mit drei Motortypen gefahren: